Walsumbahn: SPD will das Projekt auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben

13.08.2020

Wer auf einen fahrenden Zug aufspringen will, kann dabei übel auf die Nase fallen. Doch wer käme auf die Idee, zur Strafe die Bahn dann vor den Prellbock knallen zu lassen - außer Sozialdemokraten in Wesel und Voerde. Dort stellten Noch-Landrat Dr. Müller, Parteifreunde und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (Wesel) sowie Bürgermeister Dirk Haarmann (Voerde) kurz vor der Kommunalwahl mit großem Tamtam die Idee vor, die Walsumbahn für den Personenverkehr auszubauen und bis Wesel weiterzuführen. Doch das ist nur auf den ersten Blick eine Chance für den Nahverkehr im Kreis Wesel.
In Wirklichkeit verschieben die Genossen dieses Projekt damit auf den Sankt Nimmerleinstag. Aus reiner Parteitaktik und purer Verzweiflung, weil sie selbst nichts zu bieten haben: „Sie können es offenbar nicht ertragen, dass die CDU schon Ende 2019 den Weg für einen gewaltigen Sprung nach vorn für die Verkehrssituation am Niederrhein bereitet hat“, kritisiert Frank Berger, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Weseler Kreistag. Bemerkenswert dabei: 2019 stimmten die Sozialdemokraten im Kreistag Wesel sogar gegen die Übernahme des Eigenanteils für eine Machbarkeitsstudie und dadurch faktisch gegen die Wiederbelebung der Walsumbahn. Frank Heidenreich, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR): „Der VRR hat auf Initiative der CDU die Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht die klären soll, wie sich die Strecke von Oberhausen nach Walsum für den Personenverkehr reaktivieren ließe. Ergänzend wurde vereinbart, dass die Verkehrsplaner auch noch das unmittelbar anschließende Stück von Walsum nach Voerde unter die Lupe nehmen“. 
Angesichts der Perspektiven, die sich so eröffnen können, ließen sich auch Wege zur Finanzierung des vor Ort anfallenden Kostenanteils finden. „Dazu fasste der Kreistag einen klaren Beschluss – den Landrat Dr. Müller allerdings nur zögerlich und erkennbar widerwillig erst nach einer kritischen Presseanfrage umsetzte“, so Frank Berger. Und nun greifen die Genossen offenbar ganz tief in die Trickkiste, um das parteipolitisch ungeliebte Projekt so lange wie möglich aufs Abstellgleis zu schieben.
Klar ist: Personenzüge werden auch zwischen Oberhausen und Voerde nicht von einem Tag auf den anderen rollen. Aber immerhin liegen dort noch Schienen. Sie wurden seit Jahren nur noch vom Güterverkehr genutzt. Deshalb werden Investitionen in die Infrastruktur notwendig sein. „Aber das ist zeitnah lösbar – technisch wie finanziell“, unterstreicht Frank Heidenreich. Ganz anders sieht es auf dem Abschnitt von Voerde bis Wesel aus, das die Genossen aus dem Kreis jetzt ins Spiel brachten: Da ist seit 75 Jahren kein Zug mehr gerollt – die Gleise sind abgebaut, die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal wurde im Zweiten Weltkrieg gesprengt. Frank Heidenreich: „Hier müsste ein umfangreiches und kompliziertes Planfeststellungsverfahren abwickelt werden mit vielen Möglichkeiten zum Widerspruch und zu Klagen“. Bis einem Ergebnis können  Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte vergehen. Frank Berger: „Das wissen auch die SPD-Politiker ganz genau und zögern trotzdem keine Sekunde, die von Verkehrsproblemen geplagten Wählerinnen und Wähler mit wohlklingenden Worten hinter die Fichte zu führen“.