RB 31: Kreis Wesel darf nicht auf dem Abstellgleis enden

12.12.2018

Viele Fahrgäste empfinden das Bahnangebot zwischen Xanten und Duisburg als einzige Zumutung. CDU fordert härtere Gangart mit den Betreibern.

Die Klagen über teils chaotische Zustände bei der Regionalbahn (RB) 31 nehmen kein Ende: Fahrgäste erleben die Linie zwischen Xanten und Duisburg fast tagein tagaus als einziges Ärgernis: andauernd Fahrten, die massiv verspätet sind oder ganz ausfallen; mit Pendlern vollgestopfte Triebwagen; Störungen an Bahnübergängen; Probleme in Stellwerken. „Ernsthaft – so geht es nicht weiter“ schreibt deshalb Frank Berger, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Wesel, den Verantwortlichen bei der NordWestBahn (NWB) und bei der Deutschen Bahn ins Stammbuch. Der NWB gehören die Züge, der Deutschen Bahn die Gleise, auf denen sie rollen – statt als abgestimmtes Miteinander erleben Fahrgäste die gewünschte Zusammenarbeit der Unternehmen mehr und mehr als unheilige Allianz.
Wie diese Misere beendet werden kann, will jetzt Frank Berger herausfinden. Der Moerser ist Mitglied in der Verbandsversammlung des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und hat bereits seinen Parteifreund Frank Heidenreich ins Boot geholt, damit der als Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Verbandsversammlung diese Problem-Strecke im VRR-Liniennetz  bis in die Chefetage des Zweckverbandes zum Thema machen kann.
Es gebe wahrlich genug zu besprechen, zieht Frank Berger das Fazit aus einer Fülle von Beschwerden über die RB 31: „Wir hören von massiven Verspätungen, die sich teils vom Betriebsbeginn bis zu den letzten Fahrten um Mitternacht durch den ganzen Tag ziehen. Immer wieder fallen Fahrten ganz aus, sowohl auf der Gesamtstrecke zwischen Xanten und Duisburg, besonders häufig im ,Zwischentakt‘ von Moers bis Duisburg, den eingeschobenen Angebotsverstärkungen. Zugespitzt formuliert: Durch die Zustände auf der einzigen Bahnverbindung wird der linksrheinische Teil des Kreises Wesel im überörtlichen VRR-Netz beinahe aufs Abstellgleis geschoben“. 
Im Ergebnis werde die RB 31 nämlich von vielen Pendlern nicht mehr als verlässliches Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit bzw. zur Ausbildung gesehen; Fahrgäste sind sauer, weil sie Tickets für gutes Geld kaufen, aber eine schlechte Leistung bekommen. Auch Reisende, die ab Duisburg in Fernverkehrsverbindungen umsteigen wollen, ziehen die Konsequenz aus vielen „geplatzten“ Anschlüssen und lassen sich vermehrt im Pkw oder Taxi nach Duisburg fahren. Dieser Zusatzverkehr ist eine ärgerliche weitere Belastung des Straßennetzes mit seinen übervollen Autobahnen und knappen Möglichkeiten, den Rhein zu überqueren.
Neben der Unzuverlässigkeit des Fahrbetriebs steht auch der eingesetzte Fuhrpark in der Kritik: Besonders in den Spitzenzeiten des Pendlerverkehrs seien die Dieseltriebwagen schlichtweg zu klein. Geradezu chaotisch wird die Situation nach vorliegenden Fahrgastberichten, wenn die Nordwestbahn statt der vorgesehenen Doppelbespannung nur einen Triebwagen auf die Strecke schickt. Und das scheint leider nicht die Ausnahme zu sein. Besonders brisant stellt sich offenbar die Situation im Zug dar, der Xanten um 6.58 Uhr in Richtung Duisburg verlässt: Selbst in der Lokalpresse wird davon berichtet, dass es Rangeleien bis kurz vor Handgreiflichkeiten gebe, wenn Reisende noch Platz im übervollen Zug finden wollten.
Kritik an der Situation haben Reisende vielstimmig vorgetragen. Frank Berger: „Wir wissen von Briefen an das NRW-Verkehrsministeriums, die in der Landeshauptstadt freundlich und anteilnehmend beantwortet werden – mit Hinweis auf Zuständigkeit des VRR. Dort wird dann an das zuständige Verkehrsunternehmen Nordwestbahn verwiesen –  Rückmeldungen von deren Seite haben Kritiker aber offenbar in den seltensten Fällen erhalten“.
Der VRR argumentiert in Antwortschreiben, für jede verspätete oder ausgefallene Fahrt müsse die Nordwestbahn „Strafzahlungen“ leisten. Pendler empfinden dieses Schwert als zu stumpf. Somit stellt sich die Frage, ob eine drastische Anhebung der Strafzahlungen den Druck auf NordWestBahn und Deutsche Bahn so erhöhen würde, dass sich die Situation verbessert. Die Position der CDU im Kreis Wesel ist klar: Bevor der VRR Ausbaupläne für den Schienenverkehr schmiedet, muss das vertraglich vereinbarte Angebot funktionieren.
Selbst positive Nachrichten werden in der gegenwärtig angespannten Situation übrigens von den Reisenden negativ bewertet. Unter ihnen hat sich herumgesprochen, dass im Bahnhof Rheinberg der Bahnsteig auf ein behindertengerechtes Niveau angehoben und dabei der Haltebereich ein Stück verschoben werden soll. Den Fahrgästen schwant nichts Gutes. Sie haben Angst, dass beim Umbau der (zurzeit nicht genutzte) zweite Bahnsteig komplett entfernt wird. Das wäre einer der wenigen Lösungsansätze für die Misere auf der RB31 vernichtet: Der (Wieder-)Einbau einer einzigen Weiche an Bahnsteig 2 würde eine Kreuzungsmöglichkeit auf der eingleisigen Strecke schaffen, die Zugverspätungen abfedern könnte.