"Die Menschen sind wirklich betroffen vom Zustand des Waldes"

17.03.2021

In den 1980er Jahren wurde ein neuer Begriff geprägt: „Waldsterben“. Das Problem damals: saurer Regen durch massive Luftverschmutzung. Mittlerweile ist die Luft durch eine Vielzahl von Maßnahmen zwar besser geworden. Dennoch geht es dem Wald in Deutschland heute schlechter denn je. Was steht auf dem Spiel? Antworten zeigt der Regionalverband Ruhr (RVR) in der Zeitschrift „Metropole Ruhr“, deren lesenswerte Ausgabe 01/21 unter der Überschrift steht „Der Wert des Waldes“.
Marie-Luise Fasse, Sachkundige Bürgerin in der CDU-Kreistagsfraktion Wesel, führt gleich im ersten Beitrag dieses lesenswerten Heftes im Gespräch mit Guido Schweiß-Gerwin kompetent in die Thematik ein. Die Rheinbergerin ist Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW. Das Credo der Christdemokratin: „Ein gesunder und stabiler Wald ist die Grundlage für einen erfolgreichen Klimaschutz“. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) setzt sich seit über 70 Jahren für den Schutz der Wälder und den Erhalt einer intakten Umwelt ein.
Nach Einschätzung Marie-Luise Fasses gibt es erfreulicherweise in der Bevölkerung durchaus ein konkretes Bewusstsein für den Wert des Waldes: „Die Menschen haben einen sehr emotionalen Zugang zum Wald. Sie sehen, dass es ihm nach drei Trockenjahren schlecht geht und das macht sie wirklich betroffen. Sie sehen den Wald als ,ihren‘ Wald, obwohl er zu über 50 Prozent privaten Waldeigentümern gehört. Entsprechend betrachten sie alle forstlichen Maßnahmen sehr kritisch, weshalb eine begleitende, aufklärende Öffentlichkeitsarbeit auch bei weniger gravierenden Pflegeeingriffen im Wald unumgänglich ist. Gerade für Stadtmenschen hat der Wald als Inbegriff von Naturnähe für die Feierabenderholung einen herausragenden Stellenwert. Der Erhalt des Waldes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagt die Rheinbergerin in dem Magazin.
Der Erhalt des Waldes diene dem Gemeinwohl. Fasse: „Neben der Erholungsfunktion spielen dabei im Ruhrgebiet vor allem der Immissionsschutz, also Luftreinhaltung und Lärmminderung, sowie der Sichtschutz eine besondere Rolle. Zusehends wichtiger wird zudem die Klimaschutzfunktion, allein um die extrem zunehmenden Sommertemperaturen in der dichtbesiedelten Kernzone des Ruhrgebiets erträglich zu gestalten. Allgemein würde ich mir einen achtsameren Umgang mit und im Wald sowie mehr gegenseitigen Respekt wünschen“.
Und wie ist die Lage vor Ort? „Die Metropole Ruhr hat insgesamt erstaunliche 19 Prozent Wald, allerdings sehr unterschiedlich verteilt. Meine Heimatstadt Rheinberg am waldarmen Niederrhein besitzt zum Beispiel gerade mal 3 Prozent Wald, wohingegen die Stadt Hagen mit 45 Prozent die waldreichste Großstadt Deutschlands ist“.  Und wie sieht aus ein klimaresilienter Wald von morgen aus? Marie-Luise Fasse hat ein klares Bild vor Augen: „Bunt und vielfältig! Nadelholzmonokulturen kann es künftig nicht mehr geben, schon allein aus Gründen der Risikominimierung und auch der Biodiversität. Ich wünsche mir naturnah bewirtschaftete Mischwälder aus drei bis fünf standortgerechten und gruppenweise gemischten Baumarten sowie zur Stabilisierung und ökologischen Aufwertung einen breiten, stufig aufgebauten Waldrand mit heimischen Straucharten und seltenen Wildobstgehölzen“.
Das Magazin „Metropole Ruhr“ 01/21 ist am 4. März als Beilage zur Wochenzeitung „Die Zeit“ erschienen; es wird vom RVR an verschiedenen öffentlichen Stellen ausgelegt und kann als Download im Internet gelesen werden ( www.rvr.ruhr )