Ab Dezember bis zu vier Züge pro Stunde von Moers nach Duisburg

30.01.2019

Bahn-Experte berichtete in einer CDU-Gesprächsrunde von deutlichen Verbesserungen des Nahverkehrs-Angebotes.

Es gibt auch gute Nachrichten für die Nahverkehrs-Nutzer im Kreis Wesel: Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember werden montags bis freitags tagsüber drei, in den Verkehrsspitzen sogar vier Züge pro Stunde zwischen Moers und Duisburg pendeln. Zurzeit stehen dort stündlich maximal zwei Fahrten im Kursbuch. Details zu diesem Beschluss des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) erläuterte Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn in einem Gespräch mit Vertretern der CDU-Kreistags- sowie der Moerser Stadtratsfraktion. Das verstärkte Angebot ergibt sich demnach durch eine neu geführte Regionalbahn RB44, die zunächst von Bottrop über Oberhausen, Duisburg und weiter über Rheinhausen nach Moers fahren wird. Sobald die Voraussetzungen geschaffen sind, wird die RB44 später auch Kamp-Lintfort ans Bahnnetz anbinden.
„Das ist für Moers als eine der größten Auspendlerstädte in Nordrhein-Westfalen eine tolle Nachricht“, freute sich Ingo Brohl als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Moerser Stadtrat: „Wir brauchen die Bahn für den Berufsverkehr, für den Weg zur Uni, zu den Schulen in unserer Stadt. Und wir müssen darauf vorbereitet sein, dass es durch Baustellen wie den Neubau der A40-Rheinbrücke noch langsamer vorangeht auf den Straßen und die Pendler eine vernünftige Alternative zum Auto brauchen.“
Deshalb gehe es nun darum, auch aus der RB31 von Xanten über Moers nach Duisburg  schnellstens wieder ein zuverlässiges Nahverkehrsangebot zu machen. Daran hatte es  wegen massiver Verspätungen und häufiger Zugausfälle heftige Kritik der Fahrgäste gegeben. Zuletzt hatte der VRR die NordWestBahn aufgrund der anhaltenden und für die Fahrgäste untragbaren Qualitätsprobleme sogar abgemahnt. „Wir werden deshalb weiterhin intensiv beobachten, wie sich die Leistungen der NordWestBahn nun entwickeln“ , betonten Frank Berger (Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion) und Frank Heidenreich (Vorsitzender der CDU-Fraktion in der VRR-Verbandsversammlung).
Ingo Brohl analysiert die frohe Kunde vom erweiterten Angebot ab Dezember pointiert: „Bei künftig zwei Regionalbahnlinien von Moers in Richtung Duisburg erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest auf einer der beiden die Züge fahren“. Der Alltagsbetrieb wird allerdings erst zeigen, wie die Praxis aussieht. Denn auch die neue RB44 wird von der massiv kritisierten NordWestBahn betrieben. Und zwar mit größeren Fahrzeugen im  Doppelverband. Für das erweiterte Angebot braucht die NordWestBahn allerdings auch mehr Lokführer – und gerade die sucht das Unternehmen händeringend und offenkundig ohne Erfolg. Personalmangel war zuletzt die Standardbegründung für Zugausfälle. Unter dem Strich dürften die Absolventen der Lokführerschule bei der NIAG, die die NordWestBahn für sich gewinnen möchte, schon für den Mehr-Verkehr gebraucht werden und wären keine Verstärkung für den heutigen Betrieb. „Jetzt rächt es sich, dass es die NordWestBahn genauso wie die anderen Bahnbetreiber versäumt hat, kontinuierlich Nachwuchs auszubilden“, kritisiert Bahnexperte Ebbers und spricht von einem Branchenproblem.
Außerdem muss die RB31 mit einer mangelhaften Infrastruktur klar kommen. Ebbers: „Die Situation wird von Süd nach Nord immer schlimmer. Bis Rheinkamp ist die Strecke zweigleisig und gut. Bis Rheinberg-Millingen, wo der Fahrdraht endet, ist sie mäßig.  Dahinter wird sie ein bisschen marode“. Eine Elektrifizierung bis nach Xanten wurde öfters gewünscht, damit würde auch die Strecke insgesamt aufgearbeitet. Aber ob dass dazu kommt, scheint zweifelhaft. Denn im Anschluss an die laufenden Betriebsverträge könnten ab 2025  modernere Fahrzeuge auch auf den heutigen Schienen die Diesel-Ära beenden: mit Wasserstoff-Antrieb, eher vielleicht mit Zügen, die unter Fahrdraht mit Strom fahren und dort ihre Akkus aufladen, um Kraft zu haben für die Strecke zwischen Millingen und Xanten.
Alles Zukunftsmusik. Was kann getan werden, um den Fahrgästen heute einen vernünftigen Bahnbetrieb zu bieten? „Die Zufälligkeit, welcher Zug an welchem Tag  ausfällt oder fährt, muss ein Ende haben“, fordern ProBahn-Mann Ebbers und mit ihm die CDU-Vertreter am Diskussionstisch. Die NordWestBahn müsse einen zuverlässigen Notfahrplan bieten, damit die Fahrgäste sicher planen können. Als wichtigste Leistungen hätten die „Langlaufe“ zwischen Duisburg und Xanten Priorität vor den Kurzläufern zwischen Duisburg und Moers. Ebbers: „Aber mit einer minimalen Fahrplanänderung wäre hier nur noch ein Fahrzeug gebunden, wo heute zwei Züge eingesetzt werden. Damit wäre Kapazität für den ,Langlauf‘ gewonnen.“
Und wenn künftig ein Zug ausfällt, soll es wenigstens einen vernünftigen Ersatz geben. Die NIAG sei bereit, mit der NordWestBahn zusammenzuarbeiten und Ersatzbusse auch für kurzfristig ausfallende Zuge bereitzustellen, teilte Frank Berger mit, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der NIAG ist. Erste Gespräche hätten stattgefunden, nun müssten die Verträge formuliert werden.